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Zoomomat
Ein Zoomomat ist ein Ersatz für teure Superteleobjektive (jenseits der
500 mm), die meist noch viel teuere Kameras erfordern. Man kann nicht
die Ansprüche eines Fotografen stellen, aber als Amateur wird man sich
meist mit der Bildqualität zufrieden geben. Dabei ist jede derartige
Konstruktion immer Improvisation, da man alles um ein vorhandenes
Fernglas herum aufgebaut wird, bzw. auch auf die Kamera angepasst werden
muss.

Das ist mein Zoomomat (ohne Kamera), der ganze Apparat wird dann noch
auf ein Stativ gespannt.
Was kann
man damit machen
So ziemlich das gleiche was man mit einem extremen Teleobjektiv machen
kann, zu weit entfernte Objekte sehr nah heranholen. Dabei ist wie bei
allen Tele-Konstruktionen natürlich ein Stativ und sehr gutes Licht nötig
(direkte Sonneneinstrahlung), wir reden hier von Brennweiten über 900
mm! Die effektive Lichtstärke beträgt stolze f6.5, was selbst richtige
Teleobjektive im 4stelligen € Bereich nicht erreichen. Was die Größe
anbegeht, sind lichtstarke DSLR-Teleobjektive im 500 mm Bereich (dank
Cropfaktor sind das dann meist ca. 800 mm) noch wesentlich schwerer und
erfordern ebenfalls Stative, allerdings bieten diese dann auch deutlich
bessere Bildqualität.
Die
Konstruktion
Ist wie immer etwas Improvisation. Man muss das Fernglas eigentlich nur
so positionieren, das die Kamera richtig in das Fernglas reinschaut,
dabei sollte man die Kamerahalterung nicht fest anbringen, da man den
Abstand Kamera - Fernglas mit der Objektdistanz ändern muss. Wer begabt
ist, kann es mit Schienen probieren (Modelleisenbahn), auf denen man
dann die Kamera samt Untersatz verschieben kann.
Zu meiner HP 735 war der Aufsatz zur Dockingstation mit dabei, für die
meisten nicht-HP-Kameras muss man sich den Untersatz erst bauen.
Welches Fernglas
Das richtige Fernglas ist sehr wichtig. Auf jedem Fernglas steht die
Vergrößerung und dahinter der Durchmesser der Frontlinse. Ich verwende
ein 8x56er ( 8fach Vergrößerung, 56 mm Durchmesser der Frontlinse).
Je größer die Frontlinse, desto lichtstärker ist das Ganze. Meistens
beträgt der Durchmesser jedoch nur um die 30 mm oder darunter. Ich hab
auch mit einem Carl-Zeiss Fernglas (8x30) Versuche gemacht, es führte
jedoch zu keinem brauchbaren Ergebnis. Von den achso tollen 12x22er kann
man getrost abraten.
Man sollte auch den Innendurchmesser des Abschirmring um das Okular
messen, bei mir beträgt der Innendurchmesser 32 mm, der Objektivtubus
der Kamera darf an der Spitze folglich maximal einen Durchmesser von 31
bis 31,5 mm haben, sonst passt er nicht rein. Man kann auch lichtstärkere
und damit größere Tuben verwenden, müsste dann aber das Fernglas
irreparabel beschädigen.
Bedienung
1. Die Kamera in die Halterung stellen und anschalten.
2. Das Fernglas auf das richtige Objekt ausrichten, an der Kamera evtl.
die Belichtungskompensation anpassen. Bei sehr nahen Objekten (unter 20
m) in den Macro-Modus schalten und am Fernglas die Schärfe einstellen
(nicht fokussieren!). Auf den TFT-Monitor der Kamera die Schärfe
kontrollieren, immer am Fernglas nachstellen.
3. Den Kamera-Zoom in die entsprechende Stellung bringen.
4. Jetzt die Kamera fokussieren lassen, ruhig halten und abdrücken. Bei
Nachtaufnahmen, mit langer Belichtungszeit sollte man den Selbstauslösermodus
wählen, und das Stativ samt Zoomomat ausschwingen lassen.
Bildqualität
Wenn man mal von den ersten Versuchen absieht, die teilweise
katastrophale Ergebnisse lieferten, bin ich insgesamt mit der Bildqualität
sehr zufrieden, einziges Manko ist bei schlampiger Einstellung (was des
öfteren passiert) eine sichtbare Vignettierung in maximal 2 Bildecken
(bei voller Brennweite), wer anstatt der Maximalbrennweite kleinere
Brennweiten benutzen möchte wird mit zunehmender Vignetierung bestraft,
bis schließlich ganze Ecken schwarz werden. Allerdings sollte sich das
Objekt der Begierde sowieso meist in der Bildmitte befinden und das möglichst
formatfüllend.
Chromatische Aberation tritt sehr häufig auf, ich nehme an, es wird
durch das Fernglas bedingt. Man sollte also allzu große Kontraste
vermeiden, auf einem 15 cm Abzug fällt es aber sonderlich stark auf,
bei 20 cm stört es den Bildeindruck.
Alle Bilder sind grundsätzlich von einem leichten Schleier verhüllt,
den man aber mittels Photoshop sehr schnell entfernt hat
(Tonwertkorrektur), bei Entfernungen von mehr als 500 m ist auf eine
saubere Luft zu achten, bei diesen Brennweiten fällt jeder
Dunstschleier (Wasser, Staub) sofort auf, was aber weniger am Fernglas
liegt.
Verwackelte Bilder sind bei schlechtem Licht vorprogrammiert (auch mit
Stativ), Belichtungszeiten von unter 1 / 200 sind zu vermeiden
(Erfolgsquote von ca. 33 %), bei unter 1/100 kann man aufhören, da ist
alles verwackelt. Wenn aber die Sonne scheint und die Kamera richtig
eingestellt ist, sind gute Aufnahmen kein Problem. Man kann notfalls
auch einmal auf ISO 200 schalten (am spätem Nachmittag), was aber auch
etwas Retuscheaufwand bedeutet.
Die Kamera
Wie bereits oben erwähnt verwende ich meine HP photosmart 735
Automatikknippse, die liefert für ihren damals niedrigen Preis eine
ansehnliche Bildqualität, ist aber für solche Experimente wie dieses
aufgrund mangelnder manueller Einstellungen denkbar ungeeignet.
Wie bereits erwähnt ist eine hohe Lichtstärke des Kameraobjektives in
Hinblick auf die sowieso immer zu langen Belichtungszeiten sehr wünschenswert,
andererseits muss der Tubus des Objektives immer noch in den
Okularschutz passen. Es ist also eine Gradwanderung.
Jedoch sollte die Kamera noch mehr können, wünschenswert wäre ein möglichst
großer Telebereich der Kamera, so ab 105 mm aufwärts wird es
interessant.
Die Kamera sollte den Macromodus zusätzlich zu allen anderen Optionen
zuschalten können. Ich habe bei mir das Problem, dass die Kamera lieber
abblendet, als die Belichtungszeit noch weiter zu senken. Dies ist sehr
ärgerlich wenn anstatt der erhofften gestochen scharfen Bachstelze (die
ja nie stillhalten) bei 1/600 sek. eben eine leicht verwackelte bei
1/200 abgeblendet herauskommt. Zumal man manche Vögel nicht so regelmäßig
vors Fernglas bekommt. Idealerweise sollte man Macromodus,
ISO-Empfindlichkeit, und die niedrigste Blende feststellen können.
3fach
Zoom der Kamera (Originalausschnitt)
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Bismarksäule
mit Zoomomat bei 24x Zoom (verkleinert)
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Bismarksäule
mit Zoomomat bei 24x Zoom (Ausschnitt)
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Bismarksäule
mit Zoomomat bei 24x Zoom, nachbearbeitet
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Bismarksäule
mit Zoomomat bei 24x Zoom, nachbearbeitet (Ausschnitt)
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Fazit
Da mich der ganze Apparat bisher nur 3 € gekostet hast ( für den
Leim), finde ich die Bildqualität beeindruckend, jedoch lohnt sich die
Anschaffung eines Fernglases nur für diesen Zweck kaum, es sei denn man
bekommt es zum Spottpreis. Nachtrag
(anno 2006): Wie man sieht ist die Farbfehlerkorrektur bei weitem
nicht perfekt, die Auflösung fällt am Rand ab und das ganze ist ein
ziemliches Gebastel. Hochqualitative Bilder kann man damit sicher nicht
machen. Für Menschen die bereits ein gutes Fernglas besitzen aber
trotzdem eine Variante für wenig Geld an einer echten Telekanone zu
kommen. Foveon |