Auto ISO Hack für
alte Olympus DSLRs
(Ein funktionerender, aber nicht sinnvoller Trick, um an alten 4/3s
DSLR die Auto-ISO-Funktion freizuschalten)
Einleitung:
Das inzwischen abgekündigte 4/3s-System von Olympus und Panasonic,
auch als E-System bekannt, hat aufgrund der meist sehr hochwertigen
Objektive und des Handlings noch immer einige wenige Liebhaber. Der aus
meiner Sicht größte Negativpunkt der ersten digitalen
Spiegelreflexkameras von Olympus (E-1, E-300, E-330, E-500, E-400) ist
die Implementation der Auto-ISO-Funktion. Wird der ISO-Wert auf 'Auto'
gestellt, nutzen diese Kameras ohne aktivierten Blitz immer
ISO 100. Nur bei Einsatz des des Blitzes wird der ISO-Wert darüber
hinaus angehoben. In
dynamischen Situationen mit knappem und schwankendem Licht, ist das
hinderlich, weil man neben der Komposition, dem Warten auf das richtige
Lächeln, evtl. dem MF-Ring und dem Abschätzen der nötigen
Belichtungszeit je nach Bewegungsdrang, auch immer noch der ISO-Wert
nachgestellt werden muss. Angesichts der Rauschens dieser Kameras,
möchte man den ISO-Wert auch nicht unnötig hoch wählen. Lösungsansatz:
Die ISO-Automatik funktioniert auch, wenn man die Blitzlampe völlig
abschattet, so dass kein Licht aufs Motiv fällt. Daher liegt der
Gedanke nahe, einen kleinen Olympus Systemblitz so zu modifizieren, dass
er der Kamera nur sagt, er blitze, aber dabei kein Licht abgibt und auch
sofort wieder aufnahmebereit ist. Wegen der noch halbwegs kompakten Form
fiel die Wahl auf einen Olympus FL-14. WARNUNG
Das Arbeiten an einer Blitzelektronik ist immer lebensgefährlich und
erfolgt auf eigenes Risiko! Es gibt in Blitzgeräten
Hochspannungskondensatoren, welche einiges an Ladung speichern. Wenn
sich diese Ladung durch den menschlichen Körper fließt, kann dies zu
Herzrythmusstörungen und auch zum Tod führen. Vorgehen:
Der FL-14 wurde mit schwachen Batterien manuell ausgelöst (die volle
Leistung wird abgegeben) und dann werden instantan die Batterien
entfernt. Anschließend lag er eine Woche zum Abklingen und wurde erst
dann geöffnet. Die Kondensatoren sind jedoch auch dann noch mit
gehörig Ladung versehen, daher ist höchste Vorsicht geboten. Man
kann den Blitz über vier Schrauben öffnen:
 Beim
Öffnen des Gehäuses habe ich drei Lagen dicke Nitril-Handschuhe
angezogen und man sollte dabei wirklich sehr vorsichtig sein. Die
Kontakte der großen Kondensatoren sind sehr nah am Gehäuserand. Die
besonders gefährlichen Stellen sind mit einem Pfeil markiert.
 Zum
Entladen habe ich eine langes Stück Litzdraht benutzt, mit welchen man
die Kondensatoren kurz schließt. Das funkt und knall ordentlich. Das
sollte mehrfach wiederholt werden (auch mit einem zweiten Draht). Anschließend
muss mit einem Multimeter die Spannungsfreiheit der Kondensatoren
festgestellt werden, erst dann kann man gefahrlos weiter
arbeiten. 
Die
Platine mit den großen Kondensatoren ist mit einem dicken weißen und
einem rosa Kabel mit der eigentlichen Blitzröhre verbunden. Diese
Kabelverbindungen müssen mit einem Lötkolben gelöst werden. Ich habe
hierzu die Platine ausgebaut (es gibt drei Halteschrauben). Von der
Rückseite der Platine aus, geht das Löten relativ einfach: Anschließend
werden die Kabel in der Blitzhalterung fixiert ...
 ...
und mit doppellagigem Isolierband gesichert:
 Dann
baut man alles wieder zusammen und macht einen ersten Test ohne sie in
den Blitzschuh einzustecken. Wenn der FL-14 dort laut Elektronik
auslöst (man sieht natürlich keinen Blitz), kann er auch auf dem
Blitzschuh genutzt werden. Schlussfolgerungen,
Pro und Contra: Positiv ist, dass man mit diesem Pseudoblitz
tatsächlich die ISO-Automatik der E-1 und der E-330 zur Zusammenarbeit
bewegen kann. In der Zeitvorwahl ("S-Modus") kann man eine
Belichtungszeit vorgeben und die Kamera wählt die Blende und passt
notfalls den ISO-Wert an. Genauso funktioniert das auch mit der
Blendenvorwahl (A-Modus). Weiterhin
kann man die im A-Modus verwendete Belichtungszeit über die in der
Kamera eingestellte Blitzsynchronzeit vorgeben, was immerhin den Bereich
von 1/60 bis 1/160 s abdeckt. Zu
den Nachteilen: Bei der E-1 und E-330 lässt sich der ISO-Wert über
einen Pseudoblitz nur im Bereich von ISO 100 bis ISO 400
variierten. Beim praktischen Einsatz bemerkt man schnell: Zwei
Blendstufen sind zu wenig Hub, man muss sehr oft manuell eingreifen.
Einzig bei der E-400 hätte man mit ISO100-1600 einen praktisch
sinnvollen Bereich, wobei dort mit der E-420 und E-450 quasi identische
DSLR mit nativ funktionierender ISO-Automatik existieren. Weiterhin
steigt durch den Pseudoblitz im TTL-Modus (wie durch jeden Blitz) die
Auslöseverzögerung signifikant an. Ich habe es speziell bei Kindern
als störend empfunden. Sieht
man von der E-1 ab, haben die anderen vom Auto-ISO-Problem betroffenen
Spiegelreflex-Modelle Motivprogramme. Bei der E-330 hat man mit dem
Sport-Programm und dem Motivprogramm "Bildstabilisator"
bereits zwei zur Auswahl, in denen die ISO-Automatik funktioniert und
die auch RAW-Aufnahmen erlauben. Das ist wesentlich unkomplizierter und
steigert den ISO-Wert bis 1600. Leider ist dort die
Belichtungskompensation gesperrt. Bleibt also nur die E-1, wo es keinen
Umweg gibt. Ein
wesentlicher Grund heute noch eine E-1 einzusetzen, ist ihre
herausragende Robustheit. In ihrem Panzerkleid steckt sie so ziemlich
alles weg. Das leider natürlich unter einem Aufsteckblitz, weil Kräfte
mit großem Hebel direkt auf dem kleinen Blitzschuh angreifen können: 
Fazit:
Die vielen Nachteile verraten eigentlich schon, dass dieser Trick zwar
prinzipiell funktioniert, aber die Nachteile dann doch zu groß sind.
Insofern ist das keine wirklich praxistaugliche Lösung für das
Problem. Will man unbedingt bei diesem Format bleiben, ist man mit einer
der 12 MP DSLRs (E-600, E-620, E-30, E-5) oder für AF-Linsen einer
E-M1 samt Adapter besser bedient.
April 2024
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