Raynox DCR-250 - Eine Art Testbericht
Handling
Der 60 g schwere Konverter wird über das rückseitige 43 mm Gewinde mit der
Kamera verbunden (Standartgewinde Olympus C-XXXX Reihe). Für den Rest der Welt
hat sich Raynox noch eine trickreiche Lösung ausgedacht: Man kann den Konverter
alternativ in eine mitgelieferte Halterung schrauben und diese lässt sich
flexibel an Gewinde zwischen 49 mm und 67 mm anpassen. Raynox setzt als
Untergrenze für den Universaladapter 52 mm an, aber auf das 49er Gewinde einer
Minolta A1 passt er ebenfalls.
An der Vorderseite des Makrokonverters befindet sich ein 49 mm Gewinde für Filter.
Das Fotografieren damit ist kein Kinderspiel. Bei
manchen Kameras wird die Fokussierung zum Geduldsspiel. Der Effekt kann
von Kamera zu Kamera variieren. An einer Olympus C-4040 wird der Auto-Fokus sehr
behäbig. Ihr Fokusmotor braucht relativ lange um größere Distanzen im
Schärfebereich zurück zulegen. Durch den Makrokonverter werden die
"Wege" für den AF-Motor schon bei kleinen Distanzvariationen
bedeutend größer. Eine Minolta A1 hat dagegen eine rasend schnelle
Fokussiermechanik, die Kamera ist mit Konverter praktisch genauso schnell wie
ohne.
Ein weiteres Problem stellt die eingeschränkte Motiventfernung generell dar.
Wenn man den Konverter drauf hat, ist im Makromodus eben nur der Bereich
zwischen 6 und 10 cm nutzbar. Wenn sich das Motiv außerhalb befindet, Pech
gehabt. Zur Not kann man noch den Macromodus deaktivieren und deckt so einen
Bereich bis 12 cm ab. Spätestens dann muss man den Konverter erst wieder
mühsam und zeitraubend abschrauben.
Die Tiefenschärfe fällt selbst bei f6.3 (die in der Regel kleinste sinnvolle Blende an Kompaktkameras) sehr klein aus, irgendwas um 4-5 mm. Praktisch bedeutet dies einen sehr hohen Ausschuss bei Bildern. Wind wird zum größten Feind. Ein gutes Fotos eines Insekts auf einem schwingenden Grashalm ist ein Zufallstreffer. Eine große Erleichterung ist der Serienbildmodus mit AF-Nachführung nach jedem Bild wie er z.B. in einigen Olympus Kompaktkameras eingebaut wurde.
Ich will hier keineswegs vom Raynox DCR-250 abraten. Er bietet
deutlich mehr Vergrößerung im Macrobereich für wenig Geld. Allerdings
bedeutet dieses mehr an Vergrößerung auch Einschränkungen mit denen man
umgehen können sollte.
Abraten kann ich vom Kauf des Konverters für Kameras mit auf den
Weitwinkelbereich optimierten Makromodis. Dies trifft z.B. für fast alle Canon
Kompaktkameras zu, hier ist ein sinnvoller Einsatz kaum möglich. Sinn macht
dieser Konverter vor allem für Kameras mit Telemakro.
Wer sich nur eine kleine Verbesserung der Makroeigenschaften seiner Kamera
erhofft, ist mit einer günstigen schwachen Nah-Linse evtl. besser bedient.
Erreichbare
Vergrößerung
Macroaufnahme C-4040, minimale Fokusdistanz, ~90 mm Brennweite, f5.6, auf
640x480 verkleinert
Macroaufnahme C-4040 + DCR-250, minimale Fokusdistanz, ~90 mm Brennweite,
f5.6, auf 640x480 verkleinert
Der Konverter ist doch recht sinnvoll. Die gleiche Menge Bildpunkt wird ca. auf 1/4 der Fläche konzentriert.
Bildqualität
Alle Betrachtungen beziehen sich auf den DCR-250 in
Kombination mit einer Olympus C-4040 (4 MP, 35-105 mm). Höher auflösende
Kameras sowie Kameras mit größerem Zoom werden den Konverter sicher eher an
seine Grenzen treiben. Des weiteren wurde hier nur ein Exemplar getestet, andere
Exemplare können eine andere Abbildungsleistung liefern.
Die "Tests" wurden bei Blende 5.6 oder 6.3 durchgeführt. Einerseits
sind dies die üblichen Blenden im Macrobereich, andererseits wären die "Testergebnisse"
bei Offenblende sehr stark von der korrekten Ausrichtung der Kamera zum Motiv
abhängig.
Der Test wurde Freihand gemacht und erhebt keinen Anspruch besonders genau zu
sein.
Auflösung
Die Ausgangsdatei wurde mit 200% Stärke, einen Radius von 0,3 Pixel und einem
Schwellenwert von 0 unscharf maskiert. Dies war nötig, da sonst die
Schärfeunterschiede im Bild nicht so offensichtlich waren. Als Motiv diente die
Rückseite des 10 Euro-Scheines. Der Schein war leider nicht ganz eben. Oben
rechts war der "größte" Schärfeabfall zu beobachten.
C-4040 + DCR-250, f6.3, 1/125 sec, 200% USM, verkleinert,
1:1 Crops:
Die Auflösung ist meines Erachtens sehr gut. Der
Schärfeabfall ist relativ gering und unterscheidet sich kaum von einer C-4040
ohne Konverter. Aus technischer Sicht kann man von den Bildern durchaus sehr
gute A4-Abzüge machen lassen.
Die Ergebnisse sind auf jeden Fall um einiges schärfer als die heute üblichen Supermakro-Modi
bei diversen Kompaktkameras. Angesichts des Preises fällt der
Unterschied zu einer DSLR samt Makrooptik erschreckend klein aus.
Farbfehlerkorrektur
Als Testausschnitt dienen die linken oberen
Ecken. Hier traten der Farbfehler ohne und mit Konverter am stärksten auf. Die
C-4040 ist bekannt für eine gewisse CA-Neigung, ein Tribut an die lichtstarke
Optik.
C-4040, ~90 mm, f5.6, |
C-4040 + DCR-250, ~90 mm, f5.6 |
nicht nachgeschärft |
nicht nachgeschärft |
Der Konverter verstärkt die CA-Neigung der C-4040
scheinbar nicht. Auch im Praxiseinsatz sind mir bisher keine Farbfehler
untergekommen.
Auch hier gilt, die Kombination aus C-4040 und DCR-250 ist deutlich besser als
die heutigen Supermakro-Modi. Farbfehler spielen praktisch keine Rolle.
Verzeichnungseffekte sind ebenfalls nicht zu beklagen (oder sehr gering).
Ein Wort zu Raynox /
Fazit
Der Makrokonverter ist für 40 Euro durchaus ein günstiges Angebot, die
Bildqualität kann zumindest mit der C-4040 voll überzeugen.
Interessenten sollten sich überlegen ob sie sich mit den
Einschränkungen durch die größere Vergrößerung umgehen können. Angesichts
des Preises von 40 Euro meines Erachtens kann man es durchaus mal auf einen
Versuch ankommen lassen.
Sauer
aufstoßen lässt mich jedoch der Webauftritt von Raynox. Die Dokumentation der
Produkte ist zu knapp und das Design lässt selbst manchen Hochschulprofessor in
Sachen Unübersichtlichkeit und grausigem Design hinter sich. Einer doch recht
bekannten Firma wird dieser Webauftritt meines Erachtens nicht gerecht und
schreckt vor einem Kauf der Produkte eher ab.
Foveon