SuperMacros mit 50 mm Objektiv
Gegenüber DSLRs mit Kitoptiken weisen Kompaktkamera oft
schon von Haus aus beeindruckende Macrofähigkeiten auf. Immer öfter werden
Optiken mit 1 cm oder 2 cm Mindestabstand verbaut. Unabhängig von der Brennweite
kommt man damit schon ziemlich nah ran, wenngleich bei einigen Modellen mit
deutlichen Qualitätsabstrichen.
Falls eine Kompaktkamera nicht mit einem Supermacromodus ausgestattet ist, kann
man auf ein altes ausrangiertes SLR Objektiv zurückgreifen. Preislich bieten
sich die 50 mm f1.8er an, die noch zu Tausenden auf Dachböden verstauben. Damit bekommt man
durchaus solche Aufnahmen hin:
Um mal eine Vorstellung vom Vergrößerungseffekt zu geben, bei folgenden Aufnahmen handelt es sich jeweils um ein Originalbild auf 120x90 skaliert und nachgeschärft:
38 mm mit 10 cm | 114 mm mit 10 cm | 114 mm + SLR-Objektiv |
Kamerawahl
Die Kompaktkameraoptik muss sehr nah an die Frontlinse der SLR-Optik heran geführt werden, sie berühren sich faktisch.
Canon A510 mit SLR-Objektiv Pentacon 50 mm f1.8
Bei einer Kamera mit kleinem Sensor und
einem lichtschwachen kleinem eingebauten Objektiv ist das kein Problem (Canon A
und S-Reihe, IXUS, usw). Bei den aus der Mode gekommenen sehr lichtstarken
Kompakten (Olympus C-5050, Canon G-Serie, Casio QV-5700 usw.) als auch bei den
neueren Bridges mit großen zoomstarken Optiken (Canon Pro1, Minolta A1/A2,
Fujifilm S9500, usw.) ist dies nicht mehr möglich, da sich die eingebauten
Kompaktkameraobjektive mechanisch nicht mehr nah genug an die Frontlinse des
SLR-Objektives heran führen lassen. Man bekommt allenfalls einen Tunnelblick
(ein Beispielbild siehe unten, Abschnitt 'Korrekte Blendenwahl').
Abhilfe kann hier vielleicht ein f1.4 50 mm oder gar f1.2 50 mm bringen, ich
habe es jedoch noch nicht ausprobiert.
Als Faustregel mit einem 50 mm f1.8er kann man sagen, dass alles mit 3fach Zoombereich (35-105mm) und einer Lichtstärke von ca. f2.8-f5 nutzbar ist. Zur Verdeutlichung noch eine kleine Grafik:
3fach Zoom f2-f2.5 | 3fach Zoom f2.6-f4.9 |
Fotoanleitung
Canon A510 mit Pentacon 50mm f1.8
Das SLR-Objektiv wird auf Unendlich
gestellt. Die Blende des SLR-Objektives wird ganz geöffnet, und wenn möglich
irgendwie in dieser Position verriegelt. Die Kamera selbst sollte für den
Anfang in Telestellung gezoomt werden.
Sie halten das SLR-Objektiv "falsch herum" vor die Optik ihrer Kamera
und betrachten das Bild über den LCD-Bildschirm. Wenn sie nun das Gespann
relativ nahe an einen Gegenstand heran führen (2 bis 5 cm), werden sie die
Existenz einer Schärfeebene feststellen.
Sie werden im praktischen Einsatz die Schärfe grob über die Entfernung
einstellen, die Feinarbeit übernimmt der AF ihrer Kamera, oder sie per Hand
über den Motivabstand. Je nach Displaygüte der Kamera ist beides möglich und
sinnvoll.
Bei dieser Technik gilt die Regel 'Masse
statt Klasse'. Das Problem bei kurzen Belichtungszeiten ist nicht: "Ist es
scharf?" Sondern bei offenen Blenden an der Kompaktkamera: "Wo ist es
scharf?"
Also wenn man nicht blitzt Serienbildmodus und zügig hintereinander Fotos
machen. Die Schärfe erst per manuellem Fokus punktgenau einzustellen ist
Idiotie, da die Motiventfernung durch Zittern und andere menschliche
Eigenschaften noch variieren wird.
Korrekte Blendenwahl
Wie immer im Macrobereich gilt: Abblenden bringt Tiefenschärfe. Ein zugegeben etwas extremeres Beispiel einer C-4040 (3fach Zoom, f1.8-f2.6) am Teleende. Hier erkennt man recht gut die Probleme welche durch eine zu große Kompaktkameraoptik entstehen (Tunnelblick). Auf eine Nachschärfung wurde verzichtet. Keine dieser Aufnahmen ist nutzbar.
f2.6 105 mm | f4 105 mm | f10 105 mm |
Für ein 2. Beispiel diente die Canon A510. ~85 mm. Es handelt sich um eine auf 300 x 225 Pixel verkleinerte Originalaufnahme, auf eine Nachschärfung wurde verzichtet.
~85 mm f4 | ~85 mm f8 |
Wenn sie diese Bilder betrachten, verfallen sie bitte NICHT in Euphorie. Die Tiefenschärfe ist auch bei f8 bzw. f10 sehr bescheiden, sie bewegt sich im unteren einstelligen mm Bereich. Durch das Abblenden verringern sie vorrangig die Zerstreuung im Unschärfebereich.
Einschränkungen durch das SLR-Objektiv
Man muss meist auf ~ 100 mm Telestellung zoomen um keinen Tunnelblick zu erhalten. Gleichzeitig ist die Motiventfernung durch die Schärfenebene ziemlich genau vorgegeben. Es gibt also Probleme bei größeren Objekten. Eine Hummel formatfüllend abzulichten wird z.B. ziemlich schwierig, weil sie einfach zu groß ist. Diese Einschränkung haben spezielle Macroobjektive für SLRs nicht, kosten dafür auch unverschämte Mengen Geld.
Probleme bei der Beleuchtung
Es
gibt 2 Probleme.
- durch kleine Blenden plus niedrige ISO-Werte plus hohe Verwackelgefahr braucht
man sehr sehr viel Licht.
- durch die geringe Tiefenschärfe bieten sich vorrangig flache Motive an. Um
Strukturen zu betonen, ist daher eine Beleuchtung von der Seite sinnvoll.
Spezielle Probleme beim Blitzen
Prinzipiell kann man Blitzen. Die
erzeugte Stimmung ist dann bei dunklen Hintergründen im allgemeinen auch sehr
gut.
Problem ist die Anbringung der meisten Kompaktkamerablitze. Sie sitzen recht nah
an der Optik und feuern so einen Teil ihres Lichtes auf die der Kamera
zugewandte Seite des SLR-Objektives, was dann eher zu abstrakten Bildern führt:
Die ideale Lösung bestände aus einem Adapter, der die
Kompaktkamera fest mit dem SLR-Objektiv verbindet. Zum einem ist das wesentlich
bequemer, zum anderen kann man gefahrlos blitzen. Für den Anfang kann man sich
auch helfen indem man SLR-Objektiv und Kamera schief gegeneinander hält.
Recht interessant ist auch ein externer Slaveblitz, wie ihn Canon für seine
A-Serie anbietet.
Foveon