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Intel Celeron Tualatin ("Tuleron")
VCore VID Pin MOD 1,1V
(Stand: Mai 2004)
Zusammenfassung:
Dieser Artikel beschreibt eine Möglichkeit zur Absenkung der
Kernspannung von Celerons mit Tualatin Kern (von 1,475
V auf 1,1 V). Ziel ist eine verringerte
Leistungsaufnahme zur Ermöglichung von Passivkühlung und eine
Verringerung des Stromverbrauches. Für die Absenkung der Kernspannung
werden 4 Pins der CPU mit einer Drahtbrücke verbunden.
Motivation: Seit
ca. einem Jahr entwickelt sich eine zunehmende Fangemeinde um Via‘s C3
Prozessor sowie die darauf aufbauenden Via Epia Systeme. Den Usern sind
ein kleines Format, leiser Betrieb und ein niedriger Stromverbrauch
wichtiger als hohe Performance. Jedoch muss man bedenken, dass ein Via
C3 Prozessor mit 1 GHz real höchstens die Leistung eines P3 600ers
erreicht, wer es etwas schneller mag (und auf die allerkleinsten
Gehäuse verzichten kann), dem sei dieser Artikel ans Herz gelegt. Er
zeigt auf, wie man den um einigeres leistungfähigeren Celeron mit
Tualatin-Kern mit handelsüblichen Mainboards in einen
Stromsparkünstler verwandeln kann. Für alle Änderungen an ihrer
Hardware tragen sie natürlich selbst die volle Verantwortung.
Ausgangslage: Intels
Celeron auf dem Tualatin-Kern basierend ( im folgenden einfach kurz
Tuleron genannt, 1.0 GHz bis 1,4 GHz) weist vom Werk aus eine maximale
Verlustleistung von ca. 30 W auf. Damit ist
er ohne Modifikation überhaupt nicht zum passiven Betrieb ohne teure
Heat-Pipes geeignet.
CPU |
C-Vore |
Verlustleistung
(TDP) |
Tuleron 900 |
1,475 V |
26,3 W |
Tuleron 1000 |
1,475 V |
27,8 W |
Tuleron 1100 |
1,475 V |
28,9 W |
Tuleron 1200 |
1,5 V |
32,1 W |
Tuleron 1300 |
1,5 V |
33,4 W |
Tuleron 1400 |
1,5 V |
34,8 W |
Wie einigen Lesern sicher bekannt
sein dürfte, hebt man die Kernspannung der CPU (V-Core) an, um bessere
Übertaktungserfolge zu erzielen, die dadurch deutlich gesteigerte
Verlustleistung führt man über massive Kühler ab.
Umgekehrt sinkt diese Verlustleistung bei einer Absenkung der
Kernspannung, jedoch sind dem Grenzen gesetzt. Senkt man die Spannung zu
weit, führt dies zu sporadischen Abstürzen.
Jeder Prozessor ist ein Unikat,
ähnlich wie beim Übertakten gibt es keine Erfolgsgarantie. Sie
steigern ihre Erfolgsaussichten jedoch deutlich durch die Wahl eines
Prozessors mit möglichst niedrigem Basistakt, in unserem Fall ein
Tuleron mit 1000 MHz.
Ich habe im nachfolgenden nur einen
möglichen Mod beschrieben, der mit Abstand am einfachsten
durchführbare, der keine Isolierung einzelner Pins verlangt. Die
Kernspannung wird dabei von 1,5 V auf 1,1 V abgesenkt.
Prinzipiell sind auch andere Beschaltungen der VID-Pins möglich,
weitere Informationen hierzu findet man in den Datenblättern zum Intel
Celeron Tualatin bzw. Pentium III-S.
Gefahren: Wie
immer ist man nie vor handwerklichen Fehlern gefeit, ein falsche
verbundener Pin und die CPU hat einen Platz am Schlüsselanhänger
sicher, einmal richtig abgerutscht und die Pins sind irreparabel
abgebrochen oder beschädigt. Das passiert eigentlich nur unvorsichtigen
Personen, wie immer bei solchen Sachen gilt: Ruhe ist das oberste Gebot.
Wesentlich öfter dürfte das
Projekt jedoch an einer zu hohen Mindestspannung der CPU oder einer zu
hohen Taktfrequenz scheitern. Einen Celeron 1400 mit einem tA1-Stepping
(eines der ersten Steppings) ruhig zu stellen dürfte fast unmöglich
sein. Bei einem Celeron 1,2 GHz stehen die Chancen schon höher (insb.
diverse tB1 Steppings), bei einer 1,0 GHz Version sollte es meistens
funktionieren. Zur Not kann man auch die Taktfrequenz des Mainboards
noch etwas absenken.
Benötigte Materialien:
- ein Tuleron (der PIII oder der
PIII-S, die ebenfalls einen Tualatin-Kern haben, gehen nicht, bzw. nicht
mit dieser Anleitung, auf Tualatin.de gibt‘s aber auch für den
kompetente Hilfe)
- ein IDE 80 Kabel oder sehr feine Drähte, ein IDE 40 Kabel ist zu grob
- ein wirklich scharfes Messer
- ein feiner Schraubendreher sowie anderes feinmechanisches Zubehör
(ich finde einen Zirkel sehr nützlich)
- eine Tasse Tee, Plätzchen und ca. 1 Stunde Zeit

Legen sie den Tuleron wie in der
Skizze beschrieben mit den Pins nach oben vor sich hin. Wichtig ist die
Ausrichtung der Ecken, die ‚abgerundeten‘ Ecken nach links, die ‚spitzen‘
Ecken nach rechts.
Der eigentliche Mod spielt sich nur
in der oberen rechten Ecke ab. Zunächst
schneiden sie aus dem 80 poligen IDE Kabel einen Draht heraus, für den
Anfang reicht ein ca. ein 5 cm langes Stück, dessen Isolierung entfernt
wird.

Jetzt kommt das allerschwierigste
an der Sache, aus dem Draht muss man eine Brücke zwischen 4 Pins bauen.
VSS muss mit VID0, VID1 und VID3 verbunden werden. Die rote Linie
kennzeichnet bereits meiner Meinung nach den Idealverlauf der Stecke,
eine Verbindung von VID3 ohne ‚Umgehung‘ ist sehr gefährlich, da
ein Kurzschluss (= eine Verbindung) mit einem anderen Pin die CPU
zerstören kann.
Eine Linie zwischen 2 Pins
bezeichnet eine Verbindung, ein roter Kreis um den Pin einen Anker, also
einmal den Draht um den Pin herum. Man kann auch VID0 noch einen Anker
legen, wichtig ist, dass das die Drähte straff zwischen den einzelnen
Pins verlaufen und kein großes Spiel haben. Man
muss auch nicht die ganze Strecke mit einer Brücke zurücklegen. Ich
habe VSS, VID0 und VID1 erst mit einer Brücke verbunden, und von VID1
zu VID3 dann eine weitere Brücke gelegt.
Man kann das Zurechtbiegen des
Drahtes schlecht beschreiben, ich versuch es trotzdem mal. Am besten
geht es, wenn man sich einen ca. 6 cm langes Stückchen IDE-80 Draht
nimmt, und an einem Eckpin eine Schlaufe biegt. Der Draht lässt sich
leichter um Pins biegen, wenn er ein wenig Überlänge aufweist, Reste
kann man mit einem Taschenmesser leicht entfernen.
Wenn die erste Schlaufe fertig ist,
wird sie auf VSS gelegt. Dann wir der Pin unter VID0 Richtung VID1
verlegt. Dort einmal lose um den Pin herum, und mittels Schraubenzieher,
bis auf das grüne Substrat gedrückt. Dann kann man mit ein wenig Kraft
und noch mehr Gefühl den Draht festziehen, bis die Schlaufe eng um den
Pin VID1 liegt.
Anschließend wird eine etwas
üppige Schleife zu VID3 gelegt. Hier dann einmal relativ lose um den
Pin VID3 herum, und wieder festziehen. Diesmal sollte man den Abstand
der Schleife zu VID2 jedoch durch einen Schraubenzieher sichern, sonst
könnte möglicherweise Kontakt zu VID2 hergestellt werden. Wenn das
ganze im ersten Versuch nicht so richtig geklappt hat, im Zweifelsfall
lieber noch mal eine Drahtbrücke biegen, als das Leben einer CPU zu
riskieren, man bekommt recht schnell Übung darin. Meine erste sah auch
nicht so toll aus:

Kühlermontage:
Wie immer sollte man sich ein paar physikalische
Effekte zu nutze machen. Warme Luft strömt immer nach oben, also
sollten die Kühlrippen des Kühlers auch senkrecht zur Grundfläche des
Rechners verlaufen. Es ist weiterhin empfehlenswert keinen Kupferkühler
zu nehmen, Kupfer überträgt die Wärme nicht schneller an die Luft als
Aluminium, es transportiert sie nur ein ganzes Stückchen schneller. Im
Normalfall hat ein Kupferkühler der für den gleichen Prozessor
zugelassen ist eine kleinere Oberfläche als der Aluminium-Kühler, da
wir aber im untersten Wärmemengenbereich kühlen, ist die
Leitfähigkeit relativ egal, es kommt auf die Oberfläche an.
Resultat: Mein
Tuleron 1GHz @ 1,1V läuft mit einem simplen Alukühlkörper momentan
stabil unter Vollast je nach Zimmertemperatur zwischen 40 und 60°C,
sicher nicht gerade ideale Temperaturen, aber Intel spezifiziert den
Prozessor bis 69°C. Durch die gesenkte Kernspannung erhöht sich die
Lebenszeit der CPU ohnehin etwas.
Vor der Modifikation war der schon mit Vorwiderstand betriebene Lüfter
des Intel boxed Kühlers akustisch dominierend, den leisen
Netzteillüfter (auf den sollte man wegen Brandgefahr niemals
verzichten) sowie die aktive Festplattenkühlung hat man kaum vernommen,
die Festplatte vorwiegend durch ihre Klack-Geräusche.
Nach dem Wegfall der aktiven CPU-Kühlung (bzw. Kühlung durch den
Luftstrom des Netzteils) ist der Rechner deutlich leiser geworden, man
hört ihn aber noch. Der Stromverbrauch hat sich von 69 W auf 50 W
reduziert.
Hilfe bei Fragen:
Schaut mal auf Tualatin.de, ist eine der besten deutschsprachigen Seiten
rund um Intels Tualatin-Kern mit hilfsbereiten Forenteilnehmern. Wer
sich wundert, dass er nach erfolgter Registrierung nicht posten kann:
Bewerb dich erstmal im Bewerberforum, erst dann wirst du entgültig
freigeschalten. Nachtrag
Anno 2008: Vier Jahre vergangen und der Rechner schnurrt immer noch
wie ein leises Kätzchen zufrieden und stabil vor sich hin. |