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 Huntkey Jumper 300G - High End mit Vernunft
(Stand: August 2011)

 Um was geht es: Das Jumper 300G von Huntkey ist 300 W PC-Netzteil, welches eine besonders hohe Effizienz sowie in der in Deutschland erhältlichen 'planet3Dnow-Edition' eine besonders lange Lebensdauer durch hochwertige Komponenten aufweisen soll. Eine bebilderte Produktvorstellung findet man bei Planet3DNow [1]. Preislich ist es mit 65 € in der Oberklasse angesiedelt.

Es ist meines Wissens momentan das einzige 300 W Netzteil, welches den "80 PLUS Gold"-Standard erreicht. Das Label wird von einer Non-Profit-Initiative zur Förderung effizienter Netzteile vergeben. Die Anforderungen der einzelnen Label (für das in Europa übliche 230 V Netz) werden in der folgende Tabelle wieder gegeben [entnommen aus 2]:

Mindestwirkungsgrad bei 20 % 50 % 100 % Last
80 PLUS ??? ??? ???
80 PLUS Bronze 81 % 85 % 81 %
80 PLUS Silver 85 % 89 % 85 %
80 PLUS Gold 88 % 92 % 88 %
80 PLUS Platinum 90 % 94 % 91  %

Es ist zwar aus meiner Sicht falsch als unteren Lastpunkt 20 % anzugeben (für das Huntkey wären das 60 W + Netzteilverluste bei ruhendem Windowsdesktop), aber im Mittel sollte das Netzteil wohl knapp unter 90 % Wirkungsgrad aufweisen. Das ist schon recht ordentlich.

Im Folgenden werden wir einen Blick auf die Effizienz im Kleinlast-Bereich werfen (für Home-Server usw.), einen kurzen Vergleich mit einem älteren 300 W Netzteil wagen sowie die finanzielle Sinnhaftigkeit eines 80 PLUS Gold-Netzteils abschätzen.

 

  Nutzung im Kleinstlast-Bereich
Einen typischen Kleinstlastfall würde z.B. einen AMD E-350- oder Intel Atom-basiertes System darstellen, da derartige Systeme idle mit ca. 10 W Leistungsaufnahme auskommen können [3]. In meinem Fall dient ein alter Pentium III mit einigen Hardware-Modifikationen als Testsystem (Tab. 2). Die Messlatte stellt ein picoPSU-Netzteil dar (bzw. eine Reihenschaltung aus einem Li Shin International Enterprise (230 V AC -> 19 V DC) und einem picoPSU-60-WI) [4].

Komponente Bezeichnung Notiz
Mainboard Aopen MX36LE-U VGA, Sound onboard
CPU Intel Pentium III 
733 MHz (Coppermine)
@366 MHz & 1,05V
CPU Kühler passiv (Pentium I Kühler)    
RAM 512 MB SD-133    
Festplatte Hitachi 40 GB 2,5"    
Tastatur USB Tastatur    
Maus Serielle Maus    

Die nachfolgenden Messwerte stellen jeweils die Leistungsaufnahme aus dem 230 V Netz dar - gemessen mit dem KD-302 von Reichelt, einem laut [5] relativ genauen Messinstrument, die Messunsicherheit sollte ca. +- 1 W betragen. Um ein Gefühl für den 'Mainstream' zu bekommen, sind noch Messwerte einiger älterer Netzteile eher kleiner Leistung aufgeführt: 

Netzteilherst. u. -bez. Nennleistung BIOS idle (Desktop)
picoPSU-60-WI +
Li Shin International Enterprise 
Modell: 0335A1965
60 W 14,35 W 10,55 W
Huntkey Jumper 300G 300 W 18,5 W 15,4 W
Coba PS-300s 300 W 26,5 W 21,9 W
Fortron FSP145-50NI 145 W 22,8 W 18,4 W
Astec SA147-3515 145 W 21,4 W 17,2 W
Samsung SFX-108B 112 W 23,2 W 18,8 W

Der Wert 'BIOS' entspricht der Leistungsaufnahme nach Wechsel ins BIOS Konfigurationsprogramm unmittelbar nach dem Rechnerstart. Dies entspricht in etwa dem Fall maximaler CPU-Belastung. Der Wert 'idle' wurde ca. 10 Minuten nach dem Windows-Bootvorgang aufgenommen (Chipsatz-Grafik & Festplatte in Betrieb) und entspricht einem auf Nutzereingaben wartenden Rechner. Noch kurz eine grafische Darstellung der Messwerte:

Graf. Darstellung der Messwerte

Ein sehr interessanter Aspekt ist der Verbrauchsunterschied zwischen idle und Vollast. Je geringer dieser ausfällt, desto besser ist der differentielle Wirkungsgrad des Netzteils im Kleinstlast-Bereich. Das Jumper 300G schlägt sich mit nur 3,1 W am besten, beim picoPSU sind es 3,8 W und bei den restlichen Netzteilen zwischen 4,2 und 4,6 W.

Der höhere absolute Verbrauchswert des Jumpers 300G wird m.E. nicht durch eine schlechte Wandlungseffizienz der Elektronik sondern schlicht durch den 120 mm Lüfter erzeugt. Dieser läuft permanent und erzeugt dabei ohne akustisch auffällig zu sein doch einen recht kräftigen Luftstrom. 

Die Kühlung mit Minimaldrehzahl auch bei sehr kleinen Belastungen ist mit Blick auf die Lebensdauer des Netzteiles auf jeden Fall zu begrüßen, lässt das Huntkey Jumper 300G jedoch für Watt-Rekordjäger (sowie für staubige Arbeitsumgebungen) wenig attraktiv erscheinen. Eine Messung mit abgeklemmten Netzteil-Lüfter habe ich mir nicht getraut.

 

 Vergleich mit altem 300 W Netzteil
Um den Betrieb eines 'herkömmlichen Desktop-PCs' zu simulieren, wurde folgende Testbasis benutzt:

Prozessor Athlon 64 X2 5000+
(Brisbane - 65 W TDP)
RAM 2x2 GB DDR-800
Mainboard Biostar TA785GE 128M
Grafik onboard
DVD-Laufwerk LG - IDE-Modell
Festplatte keine

Der Rechner wurde mittels einer Ubuntu CD hochgefahren und der Verbrauch bei ruhendem Desktop, unter Volllast (zwei Taschenrechner berechnen "10000000!") sowie im Standby nach dem Herunterfahren gemessen - als Vergleichsobjekt diente ein altes 300 W Netzteil aus der Bastelkiste. 

Netzteil Standby Ubuntu CD idle Ubuntu CD - zwei Taschenrechner
Coba PS-300s 4,2 W 48,4 W 105,5 W
Huntkey Jumper 300 G 1,0 W 40,0 W 92,6 W

Man spart mit dem Huntkey Jumper 300G ca. 20 % (idle) bzw. 15 % (Volllast) gegenüber meinem alten 300 W Allerweltsnetzteil ein. Das ist jetzt unbedingt Anlass sein altes Netzteil auszumustern, im Falle eines ohnehin anstehenden Neukaufs  für einen viel genutzten Rechner sollte man hat man den Aufpreis gegenüber einem Billig-Modell aber ein paar Jahren wieder eingespielt haben. Unter Windows XP benötigt der Rechner mit dem Jumper 300G und einer zusätzlichen Festplatte idle im Übrigen nur 30 W. Kein Spitzenwert, aber ganz ordentlich.

 

 Finanzieller Nutzen:
Als kostengünstigere Alternative zum Jumper 300G stehen 80 PLUS Bronze-Netzteile wie z.B. Cougar A300 ab ca. 40 € zur Verfügung. Hier soll kurz abgeschätzt werden, unter welchen Rahmenbedingungen sich die 25 € Aufpreis auf das Jumper 300G lohnen würden. Die Grundlage der nachfolgenden Rechnung bildet ein Strompreis von 22,8 Cent/kWh.

Ein typischer Office-PC benötigt mit geöffneten Word-Dokument i.d.R. höchstens 50 W elektrische Leistung (auf der Gleichspannungsseite). Bei 81 % Wirkungsgrad ('Bronze') gegenüber 88 % Wirkungsgrad ('Gold') würde dies auf der Wechselspannungsseite ca. 5 W Unterschied ausmachen. Rechnet man mit ca. 9 h Nutzungsdauer pro Tag und  240 Arbeitstagen pro Jahr ergäbe dies gerade mal 2,5 € Ersparnis pro Jahr. Nach 10 Jahren hat man das Geld wieder rein, falls das Nachfolge-Rumpfsystem ähnlich verschwenderisch mit Energie umgeht. Rein aus finanziellen Erwägungen ist der Aufpreis für das Gold-Label daher in dieser Situation schwer zu rechtfertigen.

Etwas besser sieht es bei PC-Spielern aus. Das Huntkey Jumper 300G kann bei guter Gehäuse-Kühlung ca. 400 W Leistung liefern und reicht damit auch noch für die gehobene Grafikkarten-Mittelklasse in Kombination mit einem Vielkern-Prozessor [6]. Nimmt man 200 W Leistungsbedarf der PC-Komponenten an, beträgt der Unterschied zwischen 'Bronze' und 'Gold' 18 W auf der Wechselspannungsseite. Bei durchschnittlich 4 h pro Tag Benutzung, spart man im Jahr 6 €, nimmt man noch etwas Zeit mit Webnutzung pro Tag hinzu kommt man in den Dunstkreis eines typischen Netzteil-Lebens. Angesichts der Modifikationsliste planet3dNow-Edition des Jumper 300G [1]  kann man wohl sicher sein, dass es nicht vorher das zeitliche segnet.

Richtig gut sieht die finanzielle Betrachtung für die oft aus Desktop-Komponenten zusammengebauten Datenservern mit großen Plattenstapeln  in kleinen Unternehmen aus. Bei 100 W Grundverbrauch für das System spart der Sprung von 'Bronze' auf 'Gold' ca. 10 Watt. Bei einem Privathaushaltspreis von 22,8 Cent/kWh wären das genau 20 € Ersparnis im Jahr, mit dem für Gewerbe relevanten Strompreis von ca. 18 Cent/kWh immer noch 16 € pro Jahr. Für diese spezielle Klientel viel wichtiger dürfte aber die auf eine lange Lebensdauer getrimmten Komponenten des Jumper 300Gs sein.

Ebenso lohnend ist das Huntkey Jumper 300G für BOINC-Fans, die ihren Rechner nonstop für Berechnungen z.B. im Rahmen des Seti-Projektes zur Verfügung stellen. Bei 22,8 ct/kWh macht sich jedes gesparte Watt mit 2 € / Jahr im Portmonee bemerkbar. Für einen AMD Sechskerne der unter Volllast mindestens um die  160 W gleichspannungsseitig zieht [7], spart ein 'Gold'-Netzteil gegenüber dem 'Bronze'-Standard ca. 14 Watt, also 28 € pro Jahr ein.

 

 Fazit: Beginnen wir mit dem Negativen: Einem Rekordjäger auf der Suche nach dem letzten Watt wird der ständig laufende große Netzteil-Lüfter den Spaß vermiesen, so er nicht dem Mut mitbringt es passiv zu betreiben. Für diese Randgruppe stellt m.E. ein lüfterloses picoPSU nach wie vor das Optimum dar [4].

Für herkömmliche viel genutzte Rechner, stellt sich mit etwas Weitblick eigentlich nur die Frage, ob es gleich ein 80 PLUS GOLD Modell sein muss, oder ob auch ein günstigeres Bronze-Modell reicht. In der Mehrzahl der Fälle muss man wohl attestieren, die Bronze-Lösung ist aus rein finanzieller Sicht vernünftiger. 

Finanziell attraktiv ist das Huntkey Jumper 300G für PCs die a) sehr oft eingeschaltet sind (also insbesondere Dauerläufer) und die b) dabei relativ viel Strom ziehen. Das sind zum einen reichhaltig ausgestattete Datenserver in kleinen Unternehmen und zum anderen die Rechner der BOINC Gemeinde. 

Als Nutzen fern ab rein finanzieller Betrachtungen, bietet das Huntkey Jumper 300G das gute Gefühl, die Umwelt nicht mehr als ohnehin schon zu belasten. Ob das genug ist, muss jeder für sich entscheiden. 

[1] - Planet3DNow - Produktvorstellung
[2] - www.plugloadsolutions.com/80PlusPowerSupplies.aspx
[3] - ForumDeluxx - Alltagstaugliche Desktop-Systeme mit 10 W Idle-Verbrauch
[4] - foveon.de - Erfahrungen iTuner picoPSU-60-WI beim Einsatz im Kleinstlast-Bereich
[5] - c't 24/2008, Seite 226 - Pulsmesser - Preisgünstige Leistungsmessgeräte
[6] - Hardware Secrets - Test des Huntkey Jumper 300G
[7] - c't 07/2011 - CPU Wegweiser - Seite 108ff